Sundayz #01022015


Über das Leben durch den Bildschirm, das virtuelle Dasein und die Realität.



Mein Jahr 2014: 553 Bilder bei Instagram, tägliche Posts, Lieder, Zitate und Markierungen auf Facebook, ständige Erreichbarkeit über WhatsApp.
Das virtuelle Jahr 2014, zusammengefasst als „Dein Jahr 2014“ von Facebook. Facebook sagt mir was meine Höhepunkte waren, die Momente an die ich mich erinnern soll, weil sie den meisten meiner virtuellen Freunde gefallen haben.
Das virtuelle Jahr 2014 bei Instagram, 553 Foto von mir, meinen Freunden, meinem Essen und allem was ich der Welt im besten Licht und nach zehn Filtern präsentieren wollte. Eine Karte mit all den Orten wo ich war und alle den Momenten an die ich mich erinnern will.
1. Februar 2015, 10.30 Uhr ich liege in meinem Bett und schreibe diesen Post, in Jogginghose und mit Dutt auf dem Kopf, ungeschminkt und ohne Filter. Das ist die Realität, das was auf Instagram und Facebook meistens nicht zu sehen ist. Mein Kaffee sieht ganz normal aus, nicht besonders ausgeleuchtet oder bearbeitet, so wie jeder andere auch. So wie wir alle am Sonntagmorgen aus dem Bett steigen, ohne Filter, Blitz und Retusche. Genau so ist es mit den virtuellen Erinnerungen, ein klick und die Erinnerungen aus dem letzten Jahr sind gelöscht, nicht mehr vorhanden und können nie wieder zurück geholt werden. Eine schwere Entscheidung also ob ich etwas wirklich auf Instagram oder Facebook lösche, denn auch wenn die Erinnerung oder die Person schon längst aus meinem realen Leben verschwunden ist, so existiert sie noch in der virtuellen Welt, bis ich sie Lösche, bis ich sie nie wieder zurück holen kann.
Zum Glück leben wir in einer realen Welt, ohne Filter und ohne die Angst, dass ich beim entfernen einer Person aus meinem Leben nur eine einzige Entscheidung treffen kann, im wahren Leben kann ich gelöschtes auch wieder zurück holen. 



Aber wieso posten wir alle nur die vermeidlich „Perfekte“ Welt bei Instagram, Pinterest und Facebook, wieso nicht die Realität unbearbeitet und ohne Filter? Weil es niemand sehen will, niemand interessiert sich für meinen 08/15 Kaffee am Morgen, oder wie ich aussehe wenn ich den ganzen Tag von Zuhause aus arbeite und mich nicht fertig mache. Ich schaue mir auch lieber Fotos auf perfekten und akkuraten Instagram Accounts an, wo die Fotos alle schön beleuchtet und mit den selben Filtern bearbeitet sind. Weil es schön anzusehen ist und weil es mir gefällt. Jedoch verspüre ich dadurch auch den Druck immer perfekt sein zu müssen, mein Zuhause muss immer Instagram tauglich sein, mein Aussehen, meine Outfits. Alles muss perfekt sein und dafür muss alles getan werden, das mein Leben auch ohne Filter perfekt ist. Verrückt eigentlich, denn kaum ein Leben entspricht den Fotos auf Instagram, es ist einfach nicht real, dass muss man sich immer wieder vor Augen führen wenn man die perfekten Fotos liked.
Der Druck ist trotzdem da, überall springen mir die #Fitspo und #Fitspiration Fotos entgegen, Instagram, Pinterest und weheartit sind voll davon. „Summer bodies are made in the Winter“, also heißt es ab jetzt Sport machen um den perfekten Vorbildern von Instagram zu entsprechen.


Mehr dazu nächsten Sonntag, über Summer Bodies, den Magerwahn und das Gefühl immer perfekt sein zu müssen.

Photos by weheartit.com
"It's not a perfect life, just a perfect filter!"

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Maira Gall