Sundayz #22112015



#bestrong - Stand up to bullying

Das war diese Woche der Slogan von Snapchat, damit soll auf das Thema Mobbing aufmerksam gemacht werden. Viele Blogger denen ich bei Snapchat folge haben sich diesen Filter zu Herzen genommen und von ihren ganz eigenen Erfahrungen mit Mobbing gesprochen.
Erstaunt war ich darüber, dass vor allem die ganz großen, denen tausende von Menschen heute begeistert folgen, in ihrer Kindheit und Jugend selber gemobbt wurden.

Vor kurzem habe ich mich noch mit meinen Mädels über unsere Erfahrungen mit dem Thema unterhalten. Dabei sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass Kinder wirklich grausam sein können.


Ich glaube es war so in der 6. oder 7. Klasse, zu dieser Zeit war auch für uns das Thema Mobbing zum ersten Mal richtig präsent. Wir waren eine Gruppen von Mädels zwischen 10 und 13 Jahren, alle in der selben Klasse. Wir waren "Beste" Freundinnen und haben die Pausen und auch unsere Freizeit miteinander verbracht. Eine war natürlich die Anführerin, die coolste, die die immer das sagen hatte. 

Sie war Einzelkind, hatte schon viel zu früh was mit den Jungs aus den höheren Jahrgängen und kam geschminkt und mit hohen Schuhen in die Schule. Für die 6. oder 7. Klasse aus heutiger Sicht völlig übertrieben.Aber sie hatte die Fäden in der Hand, egal was sie wollte, sie bekam es und die Leute tanzten nach ihrer Pfeife. Kannte sie wahrscheinlich auch nie anders. Alles war Friede, Freude, Eierkuchen - bis es sich vom einen auf den anderen Tag änderte. 
Ich weiß nicht mit wem es angefangen hat und wer als erstes dran glauben musste, aber ich kann mich genau daran erinnern wie es sich angefühlt hat.
Man geht morgens zur schule, wie jeden anderen Tag.
Man geht in die Klasse wie an jedem anderen Tag.
Man geht in die Pause, mit seinen Freundinnen, steht im Kreis auf dem Schulhof, wie jeden anderen Tag auch.
Aber plötzlich ist etwas anders.
Keiner redet mit dir.
Keiner beachtet dich.
Alle drehen sich weg und probieren dich aus dem Kreis zu drängen und kichern dabei.
Du fragst dich was das soll und bist eingeschüchtert von dem was da passiert.
Fragst dich was du gemacht haben könntest, aber nimmst es erstmal so hin.
Zurück in der Klasse ist es komisch, aber der normale Unterricht geht weiter.
Die zweit Pause beginnt und das Spiel geht weiter.
Du wirst nervös und weisst nicht was du machen sollst, aber einfach weiter ausharren und still dabei stehen.
Die Schule ist vorbei, du gehst nach Hause. Zum Glück wohnst du nicht in der selben Gegend wie die anderen. Deswegen gehst du mit den üblichen Leuten zum Bus und fährst nach Hause.
Ein paar Tage geht das so bis es kaum noch auszuhalten ist.
Nach der Schule rufst du deine "beste" Freundin an, die Anführerin. 
Als sie hört das du am Telefon bist legt sie einfach auf.
Genau so der Rest.
Keiner redet mit dir, alle ignorieren dich.
So geht es eine Weile und du hast das Gefühl keiner in der Schule redet mehr mit dir.
Auf dem Schulhof stehst du alleine.
Dazu verarschen sie dich auch noch die ganze Zeit.
Schreiben dir Zettelchen, der beliebteste Junge aus der Klasse, der mit ihr, der Anführerin zusammen ist.
Er schreibt dir, "Willst du mit mir gehen? Ja! Nein! Vielleicht!"
Du bist irritiert aber denkst, wenn er das schreibt, hört der Spuk vielleicht bald auf.
Es ist nur eine Intrige.
Sie hat den Zettel geschrieben um dich zu verarschen.
Im Sportunterricht wählt dich keiner in seine Mannschaft, keiner will etwas mit dir zu tun haben, alle halten zu ihr.
Die Osterferien stehen kurz bevor, zwei Wochen ruhe.
Du gehst zu deinen Eltern und fragst ob du die Schule wechseln kannst, weil die Schule schlecht ist, nicht weil du gemobbt wirst.
Deine Eltern finden die Idee gut, reden mit deinen Lehrern, es kommt raus das du gemobbt wirst. Aber keiner tut etwas.
Du kannst erst zum nächsten Schuljahr im Sommer wechseln, aber es ist erst Ostern.
Die Ferien beginnen, zwei Wochen Urlaub in Mexico, danach noch zwei Wochen Krank, kommt dir ganz gelegen, weil du nicht in die Schule zurück willst.
Nach vier Wochen muss es sein. 
Du kommst zurück.
Du erwartest das schlimmste.
Nur noch ein paar Monate bis du die Schule wechseln kannst.
Du kommst in die Klasse.
Sie lächeln dich an, fragen wo du so lange warst und wie der Urlaub war, ob wir uns später treffen.
Du bist verwundert.
Der Spuk ist vorbei.
Doch einer fehlt.
Eine andere Freundin aus der Gruppe sitzt am anderen Ende der Klasse.
Auf dem Schulhof wird sie ausgegrenzt.
Du machst mit, obwohl es dir Leid tut.
Aber du willst nicht wieder die nächste sein, die gemobbt wird. 

Das ist meine Erfahrung mit dem Thema Mobbing, auch ich bin da durch, wie jeder andere aus unserer Clique. Es hat lange gedauert bis es aufgehört hat und noch länger bis wir etwas dagegen getan haben. Bis endlich einer den Kreis durchbrochen hat und nicht das getan hat was die Anführerin wollte. 
Als wir uns über das Thema unterhalten haben, haben wir überlegt ob der Spieß nur ein mal umgedreht wurde und auch sie, die Intrigen geschürt hat und uns alle nacheinander systematisch fertig gemacht hat ein mal gemobbt wurde. Wurde sie nicht, irgendwann haben wir uns nur von ihr abgewendet und hatten neue Freunde. Wir sind bis heute befreundet.
In der neunten Klasse hat sich das Blatt ein mal gewendet und wir waren älter und haben dazu gelernt. 
Die "Anführerin" die zu dem Zeitpunkt schon nichts mehr zu sagen hatte wurde Magersüchtig, die Eltern getrennt, sie brauchte Hilfe und wir halfen ihr, auch wenn sie es wirklich nicht verdient hatte. Aber wir waren älter, hatten uns und haben dazu gelernt. 

Im Nachhinein betrachtet ist es erschreckend wie bösartig Kinder schon in diesem Alter sein können. Das man einen nach dem anderen Kategorisch fertig macht. Unvorstellbar wie es so weit kommen konnte und das sich zu Beginn keiner für den anderen eingesetzt hat, aus Angst man könnte der nächste sein.
Doch noch viel schlimmer finde ich die Tatsache, wie schrecklich Kinder heute, in Zeiten von iPhone und Internet zueinander sein können. Nicht selten hört man das schon junge Menschen Suizid begehen, weil sie im Internet systematisch fertig gemacht wurden. 
Ich hoffe für die Zukunft das diese "kleinen" Menschen so gefestigt sind das sie sich zu helfen wissen, das Eltern und Lehrer aufmerksamer sind und das solche schrecklichen Dinge einfach nicht mehr passieren. 


Stand up to bullying!

Schreite ein wenn du siehst das jemand gemobbt wird. Niemand hat es verdient von anderen fertig gemacht zu werden, egal aus welchen Gründen. Und vor allem, achtet auf eure Kinder, als erwachsener Mensch kann man sich manchmal absolut nicht vorstellen wie Kinder untereinander sein können.

Be strong!


An alle die es selber schon durchgemacht haben oder gemobbt werden. Seid stark, gebt nicht auf, es geht vorbei. Irgendwann wird es für die bösen langweilig. Je weniger du selber zeigst das es dich trifft, um so weniger Interesse haben sie daran dich fertig zu machen. 

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Maira Gall